
Wann ist eine E‑Zigi eine Zigi?
Während Politiker im Bundeshaus die E‑Zigi noch legal paffen, gibts Bussen im Zug. Kommt nach dem Krieg ums Rauchen die Schlacht ums Dampfen?
Bald ist ganz ausgepafft in Schweizer Zügen. Ab Mitte Monat wird jenen Passagieren, die mit der elektronischen Zigarette erwischt werden, 25 Franken Busse aufgebrummt. Der Grund liegt vorab darin, dass mit dem jetzigen blossen Rauchverbot der Unterschied zwischen bislang legaler E‑Zigi und längst geahndeter Zigarette praktisch nicht sichtbar sei.
Auch im Bundeshaus hingen bis vor wenigen Jahren bisweilen dicke Schwaden in der Wandelhalle, insbesondere, wenn Abendsitzungen angesetzt waren. Seit nunmehr sieben Jahren gilt jedoch ein komplettes Rauchverbot. Das hält trotzdem einige nicht vom Konsum der E‑Zigarette ab. Dieses Phänomen sei auch noch relativ neu, sagt Mark Stucki, Sprecher der Parlamentsdienste. «Das Rauchverbot erwähnt die elektronische Zigarette nicht explizit und bislang gab es keine Reklamationen deswegen.» Er sehe aber auch eine Lücke und gelegentlich müsste diskutiert werden, wie man mit der E‑Zigarette umgehen wolle.
Ab und an zur elektronischen Zigarette greift auch Nationalrätin Jacqueline Badran (SP/ZH). Im Bundeshaus zücke sie die E‑Zigi aber bloss zu Demonstrationszwecken, wie sie beteuert. Das Rauchverbot im Hause, das zum Schutz der Nichtraucher installiert wurde, sieht Badran nicht umgangen: «Ich beeinträchtige niemanden. Der Dampf, den ich ausatme, ist zwar sichtbar, es sind aber keinerlei schädliche Stoffe enthalten.» Tatsächlich ist Dampfen auch gemäss Bundesamt für Gesundheit nicht gleich Rauchen: «Im Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen sind elektronische Zigaretten nicht ausdrücklich geregelt, da diese den Inhalt der Kartusche verdampfen und nicht verbrennen.» Eine Wortklauberei, die Spielraum offen lässt.
Nationalrätin Ruth Humbel (CVP/AG) geht es bei der Diskussion vorab um den Schutz der Nichtraucher. «Das Rauchverbot ist richtig und wird akzeptiert. Wenn jetzt Politiker im Bundeshaus bei der Befriedigung ihrer Sucht eine Lücke im Verbot ausnutzen und drinnen zur E‑Zigarette greifen, so finde ich das etwas kindisch.» Es gebe ja eine schöne Terrasse, wo man gar «richtig» rauchen dürfe, sagt Humbel.
Andreas Käsermann