Simone Mosimann wäscht weisser
Unauffälliger könnte die Seifenmanufaktur «bblubb» kaum liegen: In einer Dependance der Universität Bern. Im neonbesonnenen Keller der Hallerstrasse 8 – in einem schnöden Geschäftsbau, wo weiland die Firma Kümmerly & Frey ihre kartographischen Erzeugnisse herstellte. Die Druckpressen sind freilich längst verschwunden. Und dort wo es einst nach Druckfarbe und Reinigungsbenzin roch, da steigen einem nun allerhand blumige Düfte in die Nase.
Etwas nüchtern sind die Räumlichkeiten der Berner Seifenmanufaktur bestückt. «Praktisch», sagt Simone Mosimann, die Chefin und Mutter des Betriebs. «Wir holen her, was wir gerade benötigen.» Werde Seife gesiedet, stünden zahllose Kochtöpfe auf den Herdplatten im Atelier. «Das sieht dann ein wenig aus wie im Kerzenkeller.» Derzeit würden aber vor allem gegossene Seifen produziert. Auf dem Arbeitstisch steht darum eine Batterie aus fünf kommunen Mikrowellenöfen bereit. «Darin verflüssige ich die Seife, um sie anschliessend in allerlei Formen zu giessen.»
2005 hat sie ihre ersten Versuche als Seifensiederin gemacht. «Mir wurde anfangs abgeraten. Ein befreundeter Apotheker warnte mich vor der chemischen Reaktion der verwendeten, stark erhitzten Öle und dem ätzenden Natriumhydroxid.» Das habe sie dann aber erst recht gereizt. Mit Schutzbrille, Maske und Gummihandschuhen ausgerüstet ging’s ans Werk. «Ausgesucht habe ich mir als Erstlingsstück die Seife mit Kaffeearoma.» Diese werde unter Kennern als äusserst schwierig herzustellen apostrophiert; als eigentliches Meisterstück durchaus respektvoll hochgeschätzt. «Ich dachte mir: wenn mir diese heikelste aller Seifen gelingt, dann wird das mit den einfacheren Düften ja auch nicht so schwierig sein.» Das Experiment glückte auf Anhieb. «Das war der Start der Seifenmanufaktur bblubb.»
Anfangs – vor zwölf Jahren – war das Projekt bblubb als Nebenbeschäftigung gedacht. Simone Mosimann arbeitete als Gymnastiktrainerin, Hausfrau, Mutter und war auf diese Weise gut ausgelastet. Die Lust nach kreativer Tätigkeit und Handwerk hat sie bewogen, im Breitenrain eine Garage zu mieten. Dort wollte sie Seife auf der Basis pflanzlicher Öle herstellen.
Begonnen hat sie mit schweren Seifenblöcken: Von Hand gesiedet und in eigens gezimmerten Holzseifenkisten gegossen. So entstehen Blöcke von gut einem Meter Länge. «Diese Seifenblöcke müssen mindestens drei Monate gelagert werden, bevor ich sie zu Stückseifen schneiden kann. Erst dann haben sie die nötige Qualität.»
Neue Einfälle am laufenden Band
Doch die Seifenblöcke allein vermochten Mosimann nicht allzu lange zu faszinieren. «Da geht noch mehr», habe sie sich gesagt und ständig neue Formen gesucht. «Als erstes habe ich den Berner Bär versucht.» Ein stehender Mutz von 120 Gramm Gewicht. «Die Form dazu hatte mein Vater bei sich im Keller gefunden.» Der Bär wurde zum Renner – bis heute ist er der Klassiker schlechthin im bblubb-Sortiment. Auch Bern Tourismus erkannte das Potenzial des Seifen-Bären aus städtischer Handarbeit für den Fremdenverkehr und wurde früh zu einem wichtigen Abnehmer der Seifen.
Weitere folgten: Die Bündner Tourismusbranche setzt auf den bblubb-Steinbock, das Saanenland auf die Ziege, die Zürcher auf den Löwen. Alles in Handarbeit. Wenn immer möglich mit Rohstoffen aus der Schweiz. «Hin und wieder muss ich eine Verpackung in Deutschland kaufen, wenn es sie in der Schweiz nicht gibt. Oder wenn etwa eine französische Heilerde gewünscht wird, kommt man nicht umhin, diese importieren zu lassen.»
Unterdessen hat Loeb ebenso wie Globus bblubb-Seifen im Sortiment. Und der zeitweilige Pop Up Store des Swiss Design Markets bietet die Produkte ebenfalls feil. Einige Seifen erhielten das begehrte Label «typisch Bern» von Bern Tourismus. Ergänzt wird das Angebot etwa mit handgemachten Flüssigseifen oder einem Waschmittel für Männer – abgefüllt in Behälter, die der Ölflasche aus dem Autobedarf aufs Haar ähneln. Sie mischt Seifen mit Büffelmilch oder mit Bienenhonig vom Altenberg – eine Idee, welche Mosimann mit einem Stadtberner Imker ausheckte.
Mittlerweile ist das Giveaway-Geschäft ein wichtiges Standbein der Manufaktur geworden: bblubb offeriert in Chargen, die auch mal 30‘000 oder 50‘000 Stück umfassen. Seifensiegel für eine Werbeagentur, Handseife die für eine Bank wirbt, Aufträge vom Bellevue Palace oder von jenem Interlakner Hotelier, der das heurige Unspunnenfest aufgreifen wollte und die Seifenschalen in den Zimmern mit Seifen in Form des dort jeweils zu stossenden Felsbrockens bestückte. Die Unspunnenseife habe sehr guten Anklang gefunden. «Neben der kleinen Handseife für Hotelgäste gibt es eine Version für Schwingerfinger.»
Skurrile Ideen erwünscht
Verseifen lasse sich fast alles, sagt Mosimann. «Der Fantasie sind schier keine Grenzen gesetzt: von klassischen Olivenseifen über Anisseifen bis zu Seifen mit Minze aus dem Garten.» Je ausgefallener ein Stück, umso interessanter, findet Simone Mosimann. Die Ideen fallen ihr in den Schoss. Und auch potenzielle Kunden tragen ihr bisweilen schräge Projekte zu.
Sehr schräge gar: «Vor einigen Jahren habe ich einen Anruf von einem Künstler erhalten, der mich anfragte, ob ich ihm sein frisch abgesaugtes Bauchfett zur Seife verarbeiten würde.» Sie habe dankend abgelehnt. «Obwohl ich mir im ersten Moment noch Gedanken gemacht habe, wie man derlei wohl anstellen müsste.» Der betreffende Künstler jedoch blieb kein unbeschriebenes Blatt: Wenig später ging die Geschichte eines Künstlers mit Namen Gianni Motti durch die Medien, der im Tessin eine Seife ausstellte, die angeblich aus dem Bauchfett des seinerzeit sichtlich erschlankten Silvio Berlusconi hergestellt worden sein soll. Die Herkunft des Rohstoffs wurde freilich vom Palazzo Chigi zu Rom vehement dementiert: Berlusconis Bauchfett sei nicht abgesaugt worden – es sei vielmehr aufgrund einer ganz speziellen «Wunderdiät» getilgt worden, welche der Leibarzt des damaligen italienischen Premiers persönlich entwickelt haben will.
Expansion mit Handarbeit
Wie dem auch sei: Die Geschäfte der cleveren Bernerin florieren auch ohne Bauchfettseifen auf erfreuliche Weise: Unterdessen ist der Betrieb stark gewachsen. Simone Mosimann hat ihren Job als Gymnastiktrainerin an den Nagel gehängt und setzt unterdessen vollständig auf Seife. «Um die Aufträge zu bewältigen, die Offerten pünktlich abzuliefern und die Rechnungen zu versenden habe ich mir Hilfe geholt.» Seit einiger Zeit wirkt Geschäftspartner Linus Frey mit. Er treibe sie weiter zum Erfolg an und bringe einiges an KnowHow mit, das ihr selber fehle, sagt Mosimann. «Linus ist ein wichtiger Partner: Er kennt Marketing-Kniffe, hält die Administration à jour und hat mittlerweile auch viel vom Seifenhandwerk erlernt, so dass wir oft gemeinsam produzieren können.»
Die beiden haben mit der Seifenmanufaktur grosse Pläne: «Wir wollen weiter wachsen. Wir sehen uns nach mehr Produktionsraum um und hoffen, dereinst auch in einem noch grösseren Team produzieren zu können.» Bereits heute lagert die Manufaktur einige Arbeiten aus, welche die Seifen-Herstellung übersteigen: «Gerade bei den kleinen Seifen, die sich als Mitbringsel, GiveAways und kleine Geschenke eignen, macht die originelle, liebevoll gestaltete Verpackung viel aus. Diese Arbeiten erledigen wir nur noch zum Teil selber – grössere Chargen geben wir an Integrations- und Behindertenorganisationen, die das Verpacken übernehmen.»
Hier gibt es bblubb-Seifen aus der Länggasse
- Loeb, Bern
- Globus, Bern
- Swiss Design Market, Ecke Spitalgasse / Schweizerhofpassage
- Fabrikladen Hallerstr. 8, 2. UG: Mittwoch und Freitag 12:00 Uhr bis 17:30 Uhr
- bblubb.ch/shop
Massenproduktion? Der Begriff gefällt Simone Mosimann ganz offensichtlich nicht. «Wir werden eine Manufaktur bleiben. Bei uns passiert alles von Hand. Auch wenn es mal in langen Arbeitsschichten mündet.» Eine dieser langen Produktions-Schichten steht unmittelbar nach unserem Gespräch an: Es gilt, noch eine stattliche Serie Seifen im Auftrag eines Kunden zu giessen. An der Hallerstrasse 8 brennt wohl an diesem Herbstabend noch länger Licht.
Die beiden haben mit der Seifenmanufaktur grosse Pläne: «Wir wollen weiter wachsen. Wir sehen uns nach mehr Produktionsraum um und hoffen, dereinst auch in einem noch grösseren Team produzieren zu können.» Bereits heute lagert die Manufaktur einige Arbeiten aus, welche die Seifen-Herstellung übersteigen: «Gerade bei den kleinen Seifen, die sich als Mitbringsel, GiveAways und kleine Geschenke eignen, macht die originelle, liebevoll gestaltete Verpackung viel aus. Diese Arbeiten erledigen wir nur noch zum Teil selber – grössere Chargen geben wir an Integrations- und Behindertenorganisationen, die das Verpacken übernehmen.»
Massenproduktion? Der Begriff gefällt Simone Mosimann ganz offensichtlich nicht. «Wir werden eine Manufaktur bleiben. Bei uns passiert alles von Hand. Auch wenn es mal in langen Arbeitsschichten mündet.» Eine dieser langen Produktions-Schichten steht unmittelbar nach unserem Gespräch an: Es gilt, noch eine stattliche Serie Seifen im Auftrag eines Kunden zu giessen. An der Hallerstrasse 8 brennt wohl an diesem Herbstabend noch länger Licht.
Andreas Käsermann