Ein Plädoyer für das NAS

7. Novem­ber 2021

© Syn­ol­o­gy

Heute brechen wir eine Lanze für das NAS. Für viele – auch pri­vate – NutzerIn­nen wäre näm­lich ein NAS (Net­work Attached Stor­age) eine inter­es­sante Lösung. Zu Zeit­en von High­speed-Inter­net hat eh fast jed­eR ein Net­zw­erk am Laufen, – selb­st wenn davon gar nichts bemerk­bar ist. Da böte es sich doch an, das Netz auch gle­ich richtig zu nutzen und die Instal­la­tion mit einem NAS auszubauen. Doch viele trauen sich nicht daran. Schade.

Zunächst: Wir möcht­en Ihre Zeit nicht ver­schwen­den. Wenn Sie es kat­e­gorisch ablehnen, dass eine Mas­chine ständig in Betrieb ist, – selb­st wenn sie (mit Schein) nichts tut, dann ist ein NAS nicht das Richtige für Sie. Holen Sie sich zur Erbau­ung bess­er Max Frisch, Agatha Christie oder Wil­helm Busch als Lek­türe.

Sind Sie jet­zt noch da? Schön! Falls Sie noch zweifeln: Ganz am Schluss dieses Artikels befassen wir uns auch mit dem Stromver­brauch eines NAS.

Ein NAS für alle Fälle

Das NAS funk­tion­iert völ­lig plat­tfor­müber­greifend. Sowohl mit Win­dows-Maschi­nen wie auch mit Mac-OS und Lin­ux kön­nen NAS ver­wen­det wer­den. Diese bieten sich Pri­vat- und Geschäft­susern für ver­schieden­ste Zwecke an:

  • Als Ziel für Ihr täglich­es und automa­tisiertes Back-up
  • Als per­sön­lichen Cloud­di­enst mit 100 % Daten­ho­heit
  • Als Fotoarchiv, weil die einst lux­u­riösen 500 GB Spe­icher­platz bei immer besseren Kam­eras eng wer­den.
  • Als Serv­er für Filme und/oder Musik, welche man am NAS vorzüglich bewirtschaften und auf dem TV oder an der Stereoan­lage strea­men kann.
  • Als Daten­grab für nicht mehr regelmäs­sig benutzte Dateien, die unnötig Platz auf der PC-Hard­disk bele­gen.
  • Zum Betrieb eines eige­nen Web- und/oder Mailservers, ein­er Videoüberwachung oder ein­er Vir­tu­al Machine

Ein NAS bietet zahlre­iche weit­ere Optio­nen und/oder jede erden­kliche Kom­bi­na­tion daraus.

Usability wird gross geschrieben

Das NAS lässt sich über eine Ober­fläche steuern, welche im Brows­er aufgerufen wird. Das funk­tion­iert im lokalen Net­zw­erk — es ist aber auch über das Inter­net aus der Ferne möglich. Die Funk­tio­nen des NAS wer­den so in einem über­sichtlichen Tool  admin­istri­ert, welch­es keine ver­tieften Net­zw­erkken­nt­nisse bed­ingt.

Jedem User sein Plätzchen

Ein span­nen­des Fea­ture beim NAS: Sie kön­nen beliebig viele User erstellen. Diese haben eigene Dateiabla­gen und kön­nen untere­inan­der keine Dat­en ein­se­hen. Dafür gibt es extra einen Spe­icherort, auf welchen wiederum alle Zugriff haben. In diesen all­ge­meinen Ord­ner kön­nten etwa die Bilder des let­zten Fam­i­lienurlaubs abgelegt wer­den; allzu pikante Auf­nah­men sind hinge­gen im per­sön­lichen Ord­ner bess­er ver­staut. Den Usern kön­nen auch Platzbeschränkun­gen zugewiesen wer­den und/oder Rechte auf bes­timmte NAS-Funk­tio­nen gewährt wer­den.

Es sei jedoch erwäh­nt, dass min­destens ein User Admin­is­tra­toren­rechte erhal­ten muss, um das NAS zu bewirtschaften. Dieser User wird immer auf alle Dateien und Funk­tio­nen Zugriff haben.

Beispiel Synology-NAS

Bei NAS der Marke Syn­ol­o­gy heisst der Cloud-Dienst «Syn­ol­o­gy Dri­ve». Er läuft kom­plett auf Ihrem NAS und alle Dat­en bleiben unter Ihrer Kon­trolle. Selb­stver­ständlich kön­nen Sie Dri­ve mit­tels eines Clients an Ihren PC anbinden – jegliche Inhalte des syn­chro­nisierten Ord­ners wer­den dann Real­time mit den Dateien auf dem NAS abgeglichen und aktu­al­isiert. Fern­er ist es möglich, via Inter­net auf das Dri­ve des NAS zuzu­greifen, dort Dat­en herun­terzu­laden, anzuse­hen und/oder direkt zu bear­beit­en. Syn­ol­o­gy liefert für let­zteren Zweck auch gle­ich ein Schmal­spur-Office mit.

Fern­er ken­nt Dri­ve auch eine Ver­sion­ierung. Damit lassen sich auch frühere Ver­sio­nen ein­er Datei wieder­her­stellen, – ganz so, wie wir dies von Drop­box und Co. ken­nen. Und let­ztlich ist es ein Kinder­spiel, Dateien an andere NAS-User, – aber auch an andere User, welche das NAS son­st nicht nutzen wahlweise zur Ansicht, zum Down­load oder zur Bear­beitung freizugeben – bei Bedarf sog­ar mit einem Link, der zeitlich befris­tet oder pass­wort­geschützt funk­tion­iert.

Daten in der eigenen Cloud statt bei der Datenkrake

Heutige NAS lassen sich prob­lem­los zur indi­vidu­ellen Cloud aus­bauen. Damit sind Sie völ­lig unab­hängig von den kom­merziellen Ange­boten wie Drop­box, OneDrive, iCloud oder Google Dri­ve. Eben­so dro­ht nicht Ungemach, wenn Sie nicht bemerken, dass ein Dienst (wie 2015 der Ser­vice «Wuala» der ETH Zürich) eingestellt wird und alle Dat­en gelöscht wer­den.

Solch­es geschieht weniger sel­ten, als man annehmen sollte. Und es kommt selb­st in guten Häusern vor: «Wuala» war ein Ange­bot der ETH in Koop­er­a­tion mit dem renom­mierten Her­steller von USB-Fest­plat­ten «LaC­ie», das aber mit sieben Jahren Betrieb­szeit nicht eben viel Schnauf hat­te. Die eben­falls eingestellte (und durch «OneDrive» erset­zte) Cloud-Lösung «Sky­Drive» wurde von Microsoft entwick­elt. Auch Google hat immer wieder mal Funk­tio­nen aus seinem «GoogleDrive» ent­fer­nt.

Ausser­dem kosten die kom­merziellen Cloudan­bi­eter Jahres­ge­bühren, wenn man etwas mehr als den popeli­gen Gratis­spe­icher­platz benötigt: Für 1 Ter­abyte Cloud-Spe­ich­er fall­en etwa 100 Franken jährlich an. Beson­ders in Mehrnutzerumge­bun­gen rech­net sich also ein NAS recht rasch.

Endlich Ordnung im Bildarchiv

Ganz patent sind NAS auch, wenn Sie Ihr Pho­to-Archiv endlich auf Vor­der­mann brin­gen wollen. Die Bilder kön­nen Sie – wie vielle­icht gewohnt – in Jahres- oder Even­tord­ner spe­ich­ern; die Archivapp auf dem NAS liest aber auch EXIF-Meta­dat­en aus. Neben genauen Auf­nahme­dat­en – je nach Kam­era auch GPS-Dat­en – wer­den Blenden­grössen oder Bren­nweit­en bequem angezeigt.

Und natür­lich kön­nen Sie Bilder mit Schlag­worten taggen oder in Alben organ­isieren. Selb­stver­ständlich lassen sich solche Alben auch für NAS-interne oder ‑externe User freigeben.

Der eigene Druckserver

Viele Druck­er lassen sich im Net­zw­erk auch über WLAN steuern und nutzen. Doch selb­st Druck­er, welche dafür nicht gerüstet sind, kön­nen Sie mit Ihrem NAS ver­wen­den. Schliessen Sie den Print­er ein­fach an eine der USB-Buch­sen am NAS an und schon ste­ht der Druck­er im ganzen Net­zw­erk zur Ver­fü­gung. Das kann auch hil­fre­ich sein, wenn das WLAN mal nicht läuft oder es (etwa über Nacht) zwecks Strahlungs­min­derung nicht aktiv ist.

Papierkorb – nichts ist verloren

Das NAS ken­nt für alle Ord­ner einen Papierko­rb. Das heisst: Was immer vom NAS gelöscht wird, bleibt im Papierko­rb gespe­ichert. Das ist häu­fig hil­fre­ich: Sie kön­nen sich darauf ver­lassen, dass der vor Wochen­frist gelöschte Ord­ner mit der Dis­ser­ta­tion im Papierko­rb noch voll­ständig ver­füg­bar ist.

Im Laufe der Zeit kann das aber zum Prob­lem wer­den: Denn auch Dat­en, die wirk­lich gelöscht wer­den sollen, bleiben in den Papierkör­ben liegen. Dieser Daten­müll kann das NAS zum Vol­l­laufen brin­gen.

Ich per­sön­lich löse dies so, dass ich jeden Mon­tag früh zwei automa­tis­che Papierko­rb-Leerun­gen anset­ze. Die eine löscht Dateien aus dem Papierko­rb, welche gröss­er als 300 MB sind, die zweite all jene Papierko­rbin­halte, welche vor mehr als 100 Tagen in den Papierko­rb ver­schoben wur­den. Mit diesen Rou­ti­nen fahre ich nicht schlecht. Und falls es ganz dicke kommt, hab‘ ich immer noch ein Back-up, was uns zum näch­sten NAS-Vorteil führt.

Die ultimative Back-up-Maschine

Die Back-up-Funk­tion des NAS ist aus mein­er Sicht das eigentliche Nugget und war der Grund, weswe­gen ich mir erst­mals so ein Ding angeschafft habe. Mit dem Cloud-Client auf dem PC lassen sich ganze Verze­ich­nisse automa­tisch und laufend auf das NAS syn­chro­nisieren. Das ergibt – in Kom­bi­na­tion mit dem Papierko­rb – schon mal eine erste Sicher­heit. Aber ide­al ist das freilich noch nicht.

Des Nachts startet darum das NAS einen Back-up-Job, guckt sich alle neuen und verän­derten Dateien an und spielt sie ins Back­up. Zielmedi­um ist dabei eine externe USB-Hard­disk an einem der USB-Ports am NAS. Ich habe nicht so viele Dat­en, die da jeden Tag gespe­ichert wer­den müssen, – darum dauert das Back­up ins­ge­samt vielle­icht zehn Minuten – mit­gesichert wer­den übri­gens alle Ein­stel­lun­gen des NAS, damit kön­nte ich bei ein­er Fehlkon­fig­u­ra­tion oder einem Crash rasch wieder auf eine funk­tion­ierende Ober­fläche nach meinen ganz per­sön­lichen Wün­schen zählen.

Das Back­up ken­nt eine Ver­sion­ierung. Das heisst: Eine Datei, die zwar verko­rkst ist, aber gestern gesichert wurde, liegt auch noch in der intak­ten Ver­sion von vor zehn Tagen vor. Der User wählt ein­fach das gewün­schte Back-up-Datum und gut ist.

Das NAS-Back-up kann Sie zudem vor so genan­nter «Ran­somware» und der damit ein­herge­hen­den Daten­ver­schlüs­selung schützen, wenn Sie rechtzeit­ig damit anfan­gen.

Eine Back-up-Strategie muss her

Doch 100 % sich­er ist auch dieses Back­up nicht: Bren­nt die Woh­nung ab, ist wohl der PC mit den Dat­en, das NAS mit der Syn­chro­ni­sa­tion und die USB-Disk mit dem Back-up dahin; sei es durch Feuer oder Löschwass­er. Also wäre – ob diesem reinen Onsite-Back­up – alles futsch.

Dieses Risiko verkleinere ich mit einem ein­fachen Trick: Zwei Back-up-Discs – ide­al­er­weise (und zur besseren optis­chen Erken­nung) in zwei ver­schiede­nen Far­ben. Jeden Mon­tag­mor­gen stöp­sle ich die ger­ade gemoun­tete aus und nehme sie an den Arbeit­splatz. Dort liegt seit ein­er Woche Hard­disk Nr. 2 in der (möglichst abschliess­baren) Schublade, die ich bei Feier­abend mit­nehme und am NAS ein­stecke. Das wieder­hole ich wöchentlich.

Voilà: Ein Off­site-Back-up zum kleinen Preis. Max­i­maler Daten­ver­lust im Worst Case: 1 Woche. Im Best Case: Ein paar Stun­den.

Noch bess­er wäre freilich ein Off­site-Back-up auf ein NAS – am besten eines der­sel­ben Marke – an einem anderen Ort. Oder auf den Serv­er eines ein­schlägi­gen Anbi­eters. In der Schweiz etwa bei Data­trust, der Back-ups im Bank­tre­sor lagert. Es gibt auch welche, die Sicherun­gen in aus­ge­di­en­ten Fes­tun­gen bunkern. Aber da sind wir a) in ein­er ganz anderen Preisklasse und b) de fac­to wieder weg von der eige­nen Daten­ho­heit.

Völ­lig abrat­en würde ich von einem NAS-Back-up auf einen beliebi­gen Ord­ner auf dem­sel­ben Gerät. Das wäre bei einem gröberen Aus­fall ein echt­es Him­melfahrt­skom­man­do.

Die Wundertüte

Was kön­nten Sie son­st noch mit einem NAS anstellen? Vielle­icht möcht­en Sie einen eige­nen Mailserv­er betreiben. Oder Sie hosten eine Web­site. Mehr als ein Sand­kas­ten zum Austesten sollte Let­zteres aber nicht sein – echte Provider bieten ein­fach mehr Saft. Fürs Prö­beln (etwa um ein noch unbekan­ntes CMS zu testen) taugt der NAS-Web­serv­er aber alleweil. Dazu haben wir zwei Beiträge veröf­fentlicht: «Word­Press-Web­site auf der Syn­ol­o­gy-DiskSta­tion ein­richt­en» sowie «Tes­tumge­bung ein­richt­en – der Sand­kas­ten fürs Web­de­sign».

Eine weit­ere Möglichkeit: Holen Sie sich nächt­ens automa­tisiert den Inhalt Ihrer Web­site aufs NAS – sog­ar inklu­sive Daten­banken. Wenn Sie die Live-Web­site irrtüm­lich zer­schiessen, sparen Sie sich damit das einiger­massen teure Restore beim Provider und ret­ten Ihren Webauftritt mit ein paar Hand­grif­f­en selb­st. Hier find­en Sie einen Beitrag zum The­ma.

Oder Sie set­zen eine Vir­tu­al Machine mit Lin­ux oder Win­dows auf und arbeit­en mit Remote Desk­top direkt auf dem NAS, – wenn auch ein wenig ruck­e­liger als mit einem aus­gewach­se­nen PC.

Das Ding kann also fast alles – auss­er Strick­en.

NAS und RAID – ein kleiner Tech-Exkurs muss sein

Die ein­fach­sten NAS bieten Platz für eine einzige Hard­disk. Doch mit solchen Mod­ellen spie­len Sie nicht die vollen Möglichkeit­en der Idee NAS. Inter­es­san­ter sind Gehäuse, in welche sich zwei oder mehr Hard­disks platzieren lassen. Dann näm­lich funk­tion­iert (in der Stan­dard­kon­fig­u­ra­tion) die eine Hard­disk als Spe­ich­er und die andere Hard­disk als Spiegel der Ersten. Jegliche Dateien, welche Sie auf dem NAS able­gen, wer­den sofort auch auf das zweite Medi­um geschrieben.

Das hat einen entschei­den­den Vorteil: Raucht eine der bei­den Fest­plat­ten ab, lässt sie sich (am besten mit ein­er bau­gle­ichen Plat­te) erset­zen. In der Zeit, die der Ersatz in Anspruch nimmt, haben Sie voll­ständi­gen Zugriff auf alle Dat­en, jedoch gibt es zeitweilig logis­cher­weise keinen Spiegelungss­chutz mehr. Daher sollte man den Ersatz defek­ter Hard­disks nicht auf die lange Bank schieben. Wenn dann näm­lich noch eine weit­ere Plat­te ausstiege, würde das Vol­ume irrepara­bel abstürzen. Dieses Szenario ist zwar alles andere als alltäglich — aber eben auch nicht aus­geschlossen.

Ob eine Hard­disk das Zeitliche geseg­net hat, wird Ihnen übri­gens ein betont unüber­hör­bar­er Signal­ton kund­tun. Er lässt sich zum Glück tem­porär abschal­ten, sobald Sie alarmiert sind.

Nehmen wir an, Sie haben ein NAS mit zwei Hard­disks am Laufen. Jede Disk hat 4 Ter­abyte (TB) Spe­icher­platz. Dann wer­den Sie nach oben genan­ntem Muster 4 TB effek­tiv­en Spe­icher­platz haben. Bauen Sie eine dritte Hard­disk ein, steigt der Platz auf 8 TB, bei ein­er vierten auf deren 12. Eine Hard­disk wird also in dieser Kon­fig­u­ra­tion (sie nen­nt sich RAID 1) immer zur Spiegelung genutzt.

Es gibt weit­ere RAIDs. Etwa RAID 0. Damit hät­ten Sie bei zwei 4 TB-Plat­ten tat­säch­lich auch 8 TB Platz zur Ver­fü­gung. Das macht das NAS zwar rasend schnell, die Spiegelung aber ent­fällt. Und — noch schlim­mer – die verbleibende Hard­disk wird beim Defekt der zweit­en Disk alleine (meist) nicht funk­tions­fähig sein. Das heisst: Totalver­lust. Da benöti­gen Sie eine wirk­lich gute Back-up-Strate­gie, um nicht zu verzweifeln.

Auf Wikipedia ist eine Berech­nung zu find­en, wie sich­er die einzel­nen RAIDs sind:

  • RAID 1: Aus­fall­wahrschein­lichkeit 0.0001 % (1 in 1‘000‘000 Fällen)
  • RAID 0: Aus­fall­wahrschein­lichkeit 2.9701 % (1 in 34 Fällen)

Nun: Ich set­ze ten­den­ziell auf RAID 1.

Welch­es RAID Sie wählen, bleibt Ihnen über­lassen. Im Fab­rikzu­s­tand wer­den NAS mit dem sicher­eren RAID 1 aus­geliefert. Umstel­lun­gen sind bei der Instal­la­tion möglich, set­zen aber aller­hand War­nun­gen ab.

Welches Modell und welche Harddisk

Hier etwas All­ge­me­ingültiges zu sagen, wird etwas haarig. Ein NAS mit 500 GB Kapaz­ität wäre nicht schlau, wenn haufen­weise Filme in Super-duper-High-End-Res­o­lu­tion abge­spe­ichert wer­den sollen. Und 10 Ter­abyte Spe­icher­platz sind über­trieben, wenn ich ein paar Dutzend Office-Dateien able­gen will.

Wichtig ist also zunächst die Frage, was auf dem NAS lan­den soll und wie defin­i­tiv die Samm­lung ist. Musik­samm­lun­gen wach­sen laufend. Ähn­lich ist es mit Fotos. Die Videothek wächst vielle­icht langsamer, dafür sind da die Dateigrössen erhe­blich umfan­gre­ich­er. Da kön­nte es sein, dass der Hard­disk-Platz früher oder später vol­l­läuft. Mit einem 2‑Bay-NAS hat man dann keine andere Wahl als den Ein­bau neuer Hard­disks. Hat man sich ein NAS mit vier oder mehr Laufw­erkschächt­en angeschafft, bestückt es aber zunächst nur mit zwei Plat­ten, hat man in Zukun­ft noch Platz für eine Erweiterung.

Auch bei den Hard­disks ist Voraus­denken ange­sagt. Wobei: Begin­nen Sie nicht mit zwei 14-Ter­abyte-Plat­ten. In einem laufend­en NAS wer­den Sie ein Vol­ume nie mit ein­er kleineren Fest­plat­te erweit­ern kön­nen als die grösste, die schon drin ist. Wenn Sie zum Beispiel mit 10 Ter­abyte begin­nen und gerne noch um 3 Ter­abyte upgraden möcht­en, kom­men Sie nicht umhin, wieder 10 Ter­abyte zu kaufen. Das gibt zwar satt mehr Platz, kann aber ziem­lich ins Geld gehen. Einzige Alter­na­tive: Sie erstellen ein zusät­zlich­es Vol­ume oder set­zen das NAS kom­plett neu auf.

Ausser­dem müssen Sie sich bewusst sein, dass immer die grösste Hard­disk als Spiegel-Plat­te genutzt wird und dabei auch Spe­icher­platz ver­loren gehen kann. Haben Sie also ein NAS mit 2x6 TB-Disks, so wer­den Sie mit RAID 1 über eine Kapaz­ität von 6 TB ver­fü­gen. Bauen Sie jet­zt noch eine 14 TB-Disk ein, wird die Kapaz­ität lei­der nicht 20 TB, son­dern 12 betra­gen. Sie «ver­lieren» also Platz. Das passiert nicht, wenn alle einge­baut­en Hard­disks iden­tisch gross – ide­al­er­weise gar von gle­ichem Mod­ell sind.

Schätzen Sie zur Kapaz­itäts­berech­nung Ihre Dat­en. Wollen Sie 2.5 TB sich­ern, so lohnt es sich vielle­icht mit ein­er 4 TB- oder gar 6 TB-Kapaz­ität zu fahren. Der Preisun­ter­schied zwis­chen den bei­den Grössen liegt derzeit (Stand: 2021) bei unge­fähr 75 Fr. je Disk.

NAS-Hersteller

Es gibt zahlre­iche Her­steller: Leno­vo, QNAP, Syn­ol­o­gy, West­ern Dig­i­tal und viele mehr. Wir möcht­en keine Marken­empfehlun­gen abgeben. Die Geräte kön­nen via Web­brows­er ein­gerichtet und admin­istri­ert wer­den. Sog­ar aus der Ferne via Inter­net.

Branchen­primus ist seit eini­gen Jahren Syn­ol­o­gy. Auch ich ver­wende Mod­elle dieser Marke. Das Webin­ter­face ist hier gut aufgeräumt und kann auch von Men­schen bedi­ent wer­den, welche den MIT-Abschluss (noch) nicht in der Tasche haben. Überdies gibt es im Inter­net dank der grossen Ver­bre­itung von Syn­ol­o­gy-Geräten zahlre­iche Foren und Video-Tuto­ri­als, die beim Set­up anschaulich Hil­fe bieten. Auch in deutsch­er Sprache.

Welch­es NAS-Mod­ell Sie wählen, hängt von Ihren Bedürfnis­sen ab. Bere­its Ein­steiger­mod­elle bieten zahlre­iche Optio­nen, die für den Haus­ge­brauch mehr als genü­gend sind – wer zusät­zliche Funk­tio­nen sucht, wird in höheren Preis­seg­menten eben­falls fündig.

Harddisk-Modelle

Acht­en Sie beim Hard­disk-Kauf auf NAS-Eig­nung. Diese Disks sind – anders als eine Hard­disk für den PC – auf den Dauer­be­trieb aus­gelegt. Seit eini­gen Jahren liefern sich die bei­den Her­steller West­ern Dig­i­tal und Sea­gate ein Kopf-an-Kopfren­nen, was NAS-Spe­ich­er bet­rifft. Preis­lich liegen sie eng beieinan­der. Derzeit hat Sea­gate (Stand 2021) tech­nisch und hin­sichtlich der Spe­icherka­paz­itäten die Nase etwas vorne.

Das Mod­ell «Bar­racu­da» des Her­steller Sea­gate passt gut in einen PC, kön­nte aber im NAS rasch­er aussteigen. Die bessere Wahl aus dem Sea­gate-Port­fo­lio wäre da die «Iron­Wolf», die extra auf NAS aus­gelegt ist, sich aber weniger für den PC eignet. Die grösseren «Iron­Wolf» sind im Gegen­satz zu Mod­ellen ander­er Her­steller mit Heli­um statt mit Luft gefüllt. Dies sorgt für weniger Wider­stand, wenn sich die Scheiben im Gehäuse drehen.

West­ern Dig­i­tal hinge­gen agiert der­weil mit Far­ben: «Blue» für den PC, «Red» fürs NAS, «Pur­ple» für die Videoüberwachung. Fern­er führt West­ern Dig­i­tal stroms­parende (aber leis­tungss­wächere) «Green»-, bzw. die Hochleis­tungs-Disks «Black» für den Ein­bau in den PC.

Es gibt noch die Wahl zwis­chen der klas­sis­chen Hard­disk und Sol­id-State-Disks – so genan­nten SSD. Let­ztere sind natür­lich hin­sichtlich Lese- und Schreibgeschwindigkeit unschlag­bar schnell und ausser­dem mucksmäuschen­still. SSD sind ausser­dem (man­gels Motor) energies­parend – sie sind aber auch erhe­blich teur­er (4 TB SSD = ~500 Fr. – 4 TB HD = ~100 Fr. – Stand: 2021) und die Max­i­malka­paz­ität ist tiefer als bei klas­sis­chen Fest­plat­ten – der Haupt­grund, weswe­gen ich im NAS (und nur dort) auf die zwar langsameren und lauteren aber eben auch gün­stigeren Hard­disks set­ze. Das NAS stelle ich halt nicht grad unmit­tel­bar auf den Arbeit­splatz – dann geht das schon mit dem Knat­terg­eräusch.

Kom­bi­na­tio­nen aus SSD und Hard­disks lassen sich zwar ein­richt­en, brin­gen aber nicht viel hin­sichtlich Lärme­mis­sio­nen und Geschwindigkeit: Das Vol­ume ist immer so schnell wie das langsam­ste Teil davon und durch die Spiegelung wird prak­tisch immer auch eine laute Hard­disk ange­sprochen.

NAS und Hard­disks wer­den oft als zusam­menge­bautes Gerät ange­boten. Ab und an kann es jedoch gün­stiger sein, ein leeres NAS-Gehäuse beim einen Händler zu kaufen und die Hard­disks ander­swo. Fürcht­en Sie sich nicht vor dem Selb­stein­bau solch­er Disks. Das ist eine wirk­lich sim­ple Geschichte, welche nur einige Minuten in Anspruch nimmt. Zudem liegt dem NAS eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bei, wie Sie dabei vorge­hen müssen. Das einzige Werkzeug, welch­es Sie benöti­gen, wird ein klein­er Schrauben­zieher sein – bei eini­gen NAS kön­nen Sie die Fest­plat­ten gar nur in einen Mon­tager­ah­men ein­klick­en und ins Gehäuse schieben.

Vorsicht beim Stromsparen

Nutzen Sie zum Stroms­paren bloss die Funk­tio­nen des NAS — auch wenn es mehr Stromspar­poten­zial gäbe.

Steck­en Sie das NAS aber ins­beson­dere nicht in eine Stromspar-Steck­er­leiste ein. Sie riskieren son­st, das NAS irrtüm­lich abzu­murk­sen, bevor es sauber hin­un­terge­fahren ist. Das schadet den Hard­disks und kann zu Daten­ver­lust führen.

Die Sache mit dem Energieverbrauch

Beson­ders im Con­sumer­bere­ich – aber häu­fig auch in Unternehmen – spielt der Energie­ver­brauch eine Rolle. Der ver­meintliche Ausweg ist das Auss­chal­ten des NAS über Nacht. Den Hard­disks, welche auf Dauer­be­trieb aus­gelegt sind, bekommt das häu­fige Runter- und wieder Hochfahren aber nicht son­der­lich gut. Kommt hinzu, dass Sie Back­up-Tasks oder ähn­lich­es sowieso am besten in die Nacht ver­legen. Da stören die Geräusche im Büro weniger, als wenn man direkt daneben arbeit­en will. Auch sind dies Tasks, die vom NAS einige Leis­tung abver­lan­gen – Leis­tung, die sie tagsüber für die Arbeit bess­er gebrauchen kön­nen.

Wenn Sie also mit einem NAS liebäugeln: Sie wer­den nicht umhin kom­men, ein paar Abstriche aus ökol­o­gis­ch­er Sicht zu machen – so Recht aber natür­lich energiebe­wusste Men­schen fra­g­los haben.

Ein Hand­voll Ein­stel­lun­gen kann man jedoch an jedem NAS vornehmen: Die Kon­trol­lleucht­en müssen ja tat­säch­lich nicht täglich 24 Stun­den in voller Pracht vor sich hin blinken. Und auch deren Hel­ligkeit lässt sich regeln. Eben­so die Geschwindigkeit des Lüfters, was auch der Geräuschkulisse gut tut. Passen Sie aber auf, dass ob allem Stroms­paren das NAS nicht allzu warm wird – das schadet den ver­baut­en Hard­disks und ist bei deren Abschmieren auch ein ökol­o­gis­ch­er Tolggen im Rein­heft.

Fern­er ver­braucht ein NAS von Haus aus weit weniger Energie als ein aus­gewach­sen­er PC. Die Syn­ol­o­gy Disksta­tion DS220j – ein gutes Ein­steigerg­erät für Con­sumer – zieht im Ruhe­be­trieb ger­ade­mal 5 Watt und bei Vol­l­last 12.5 Watt. Hinzu kom­men die Hard­disks. Nehmen wir eine Sea­gate Iron­Wolf PRO mit 8TB: Deren Ver­brauch beträgt bei Vol­l­last 7.4 Watt, im Leer­lauf 4.4 und bei totaler Ruhe 0.8 Watt. Der Gesamtver­brauch eines so bestück­ten NAS würde damit im Lese-und Schreib­modus 27.3 Watt und 6.6 Watt im Stand­by-Modus betra­gen.

Bei­des ist weit ent­fer­nt von meinem PC, welch­er mit einem 300 Watt-Net­zteil bestückt ist. Bei voller Aus­las­tung ist das NAS um den Fak­tor 11 sparsamer als mein PC – im Idle-Modus gar um den Fak­tor 45. Zum Ver­gle­ich: Die 27.3 Watt unter Vol­l­last ergäben – stellen wir uns eine klas­sis­che Glüh­lampe vor – wahrlich kein allzu grelles Licht. Und die 6.6 Watt des Stand­by-Modus wür­den den Wol­fram­faden wohl nicht ein­mal zu erhellen ver­mö­gen.

Freilich: Ohne NAS ist’s noch weniger Stromver­brauch. Aber ohne NAS ist auch ohne NAS.

Fazit

Mit einem NAS haben sehr viele User eine zukun­ft­strächtige und solide Erweiterung zum nicht unbe­d­ingt bil­li­gen, aber doch über­schaubaren Preis. Je mehr User das­selbe NAS nutzen, umso mehr lohnt sich dessen Anschaf­fung. Sicher­heit­sas­sis­ten­ten helfen Ihnen überdies und die Her­steller liefern regelmäs­sig Updates, welche den Betrieb vere­in­fachen und sich­er machen.

Und schliesslich ist ein NAS der per­fek­te Helfer für lästige Auf­gaben: Die Tech­nik übern­immt etwa die lei­di­ge Back­uprou­tine zuver­läs­sig und ohne Mur­ren. Zahlre­iche weit­ere Möglichkeit­en, welche ein NAS von Haus aus mit­brin­gen oder – in fast jedem Fall gratis – nachge­laden wer­den kön­nen, run­den den Ein­satzbere­ich ab.