Die Post lässt Kampfjets steigen
Diese Abstimmungswerbung hätte sich niemand träumen lassen: Die Post verkauft ab 6. März eine neue Serie Briefmarken. Die 1‑Fr.-Marke zeigt den F/A‑18, auf der 1,40er ist es der Patrouille-Suisse-Tiger.
Die neuen Marken kommen mitten im Abstimmungskampf um den Gripen an die Schalter. Ungünstig, findet SP-Nationalrätin Chantal Galladé (ZH): «Das ist unsensibel. Die Post hätte sich der Brisanz bewusst sein müssen und die Marke ein paar Wochen später bringen können.»
Bei der Post indes sieht man keine Probleme. Die Marken zum 100-Jahre-Jubiläum der Schweizer Luftwaffe seien von ebendieser beantragt worden, sagt Post-Mediensprecherin Nathalie Dérobert Fellay. «Die Schweizer Luftwaffe und die Patrouille Suisse dokumentieren ein Stück der Schweizer Geschichte.»
Termin ist fix
Der Ausgabetermin der Marken sei mit der Luftwaffe abgesprochen worden. Und: «Es ist üblich, dass Sondermarken zu Jubiläen jeweils im Jubiläumsjahr anfangs Jahr vorgestellt werden.»
Dennoch gibt es durchaus weitere Termine. Einen etwa am 21. Mai – drei Tage nach der Gripen-Abstimmung. Post-Sprecherin Dérobert Fellay wendet jedoch ein, eine Verschiebung sei so kurzfristig nicht möglich. Der Prozess zwischen Entscheid und Verkauf dauere bis 18 Monate.
Offensichtlicher Abstimmungskampf?
Diese Argumentation lässt GSoaA-Vordenker Josef Lang nicht gelten: «Mit dieser Briefmarke macht sich die Post an der Seite des Gripenherstellers Saab zu einem Teil des Abstimmungskampfes. Wäre der Gelbe Riese neutral, hätte er die Flieger-Briefmarke verschoben.»
Dass die Post mit den Kampfjetmarken nicht bis nach der Abstimmung wartet, kann den Gripen-Befürwortern freilich nur Recht sein. «Das ist eine glückliche Fügung», sagt Nationalrat Hans Fehr (SVP/ZH). «Ich werde meine Briefe gerne mit diesen Marken zieren.»
Gripen-Propaganda nimmt merklich zu
Der Kampf um die Gripen-Stimmen ist aber bereits jetzt voll entbrannt:
- Am Lauberhorn-Rennen hat Gripen-Hersteller Saab Käppi verteilt und grosse Werbewände aufgestellt.
- Am Skiweltcup-Final auf der Lenzerheide wird ein Gripenjet eine Flugshow zeigen.
- Und auf Briefmarken hat nun auch die Luftwaffe ihren Auftritt.
Über drei Monate bis zum Abstimmungssonntag
Die Kampagne wird weiter zunehmen. Die politischen Parteien und die Verbände – allen voran Economiesuisse – sind noch mit der Masseneinwanderungs-Initiative beschäftigt und werden das Gripen-Schlussbouquet erst noch zünden.
Droht da ein Overkill? Nein, findet Hans Fehr: «Es gibt nie zuviel gute Werbung. Es gibt höchstens zu wenig. Man kann die Werbetrommel für ein so gutes Produkt wie den Gripen gar nicht genug rühren.»
Kampfjet-Befürworter Jakob Büchler (CVP) findet: «Das Jubiläum 100 Jahre Luftwaffe darf seinen Platz haben in diesem Jahr, auch auf einer Briefmarke.» Die Marke habe aber mit dem Gripenkauf überhaupt nichts zu tun habe, sagt der St. Galler Nationalrat.
Für Gripen-Gegnerin Chantal Galladé ist der zunehmende Aktivismus der Gripen-Lobby jedoch ein Zeichen von Nervosität: «Die Aktionen wirken völlig überhastet und wenig durchdacht. Das merkt die Bevölkerung.»
Andreas Käsermann