Die Post lässt Kampfjets steigen

31. Jan­u­ar 2014 | Blick

Briefmarke Gripen© Schweiz­erische Post

Diese Abstim­mungswer­bung hätte sich nie­mand träu­men lassen: Die Post verkauft ab 6. März eine neue Serie Brief­marken. Die 1‑Fr.-Marke zeigt den F/A‑18, auf der 1,40er ist es der Patrouille-Suisse-Tiger.

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Die neuen Marken kom­men mit­ten im Abstim­mungskampf um den Gripen an die Schal­ter. Ungün­stig, find­et SP-Nation­al­rätin Chan­tal Gal­ladé (ZH): «Das ist unsen­si­bel. Die Post hätte sich der Brisanz bewusst sein müssen und die Marke ein paar Wochen später brin­gen kön­nen.»

Bei der Post indes sieht man keine Prob­leme. Die Marken zum 100-Jahre-Jubiläum der Schweiz­er Luft­waffe seien von ebendieser beantragt wor­den, sagt Post-Medi­en­sprecherin Nathalie Dérobert Fel­lay. «Die Schweiz­er Luft­waffe und die Patrouille Suisse doku­men­tieren ein Stück der Schweiz­er Geschichte.»

Termin ist fix

Der Aus­ga­beter­min der Marken sei mit der Luft­waffe abge­sprochen wor­den. Und: «Es ist üblich, dass Son­der­marken zu Jubiläen jew­eils im Jubiläum­s­jahr anfangs Jahr vorgestellt wer­den.»

Den­noch gibt es dur­chaus weit­ere Ter­mine. Einen etwa am 21. Mai – drei Tage nach der Gripen-Abstim­mung. Post-Sprecherin Dérobert Fel­lay wen­det jedoch ein, eine Ver­schiebung sei so kurzfristig nicht möglich. Der Prozess zwis­chen Entscheid und Verkauf dauere bis 18 Monate.

Offensichtlicher Abstimmungskampf?

Diese Argu­men­ta­tion lässt GSoaA-Vor­denker Josef Lang nicht gel­ten: «Mit dieser Brief­marke macht sich die Post an der Seite des Gripen­her­stellers Saab zu einem Teil des Abstim­mungskampfes. Wäre der Gelbe Riese neu­tral, hätte er die Flieger-Brief­marke ver­schoben.»

Dass die Post mit den Kampf­jet­marken nicht bis nach der Abstim­mung wartet, kann den Gripen-Befür­wortern freilich nur Recht sein. «Das ist eine glück­liche Fügung», sagt Nation­al­rat Hans Fehr (SVP/ZH). «Ich werde meine Briefe gerne mit diesen Marken zieren.»

Gripen-Propaganda nimmt merklich zu

Der Kampf um die Gripen-Stim­men ist aber bere­its jet­zt voll ent­bran­nt:

  • Am Lauber­horn-Ren­nen hat Gripen-Her­steller Saab Käp­pi verteilt und grosse Wer­be­wände aufgestellt.
  • Am Ski­weltcup-Final auf der Lenz­er­hei­de wird ein Gripen­jet eine Flugshow zeigen.
  • Und auf Brief­marken hat nun auch die Luft­waffe ihren Auftritt.

Über drei Monate bis zum Abstimmungssonntag

Die Kam­pagne wird weit­er zunehmen. Die poli­tis­chen Parteien und die Ver­bände – allen voran Economiesu­isse – sind noch mit der Massenein­wan­derungs-Ini­tia­tive beschäftigt und wer­den das Gripen-Schluss­bou­quet erst noch zün­den.

Dro­ht da ein Overkill? Nein, find­et Hans Fehr: «Es gibt nie zuviel gute Wer­bung. Es gibt höch­stens zu wenig. Man kann die Wer­be­trom­mel für ein so gutes Pro­dukt wie den Gripen gar nicht genug rühren.»

Kampf­jet-Befür­worter Jakob Büch­ler (CVP) find­et: «Das Jubiläum 100 Jahre Luft­waffe darf seinen Platz haben in diesem Jahr, auch auf ein­er Brief­marke.» Die Marke habe aber mit dem Gripenkauf über­haupt nichts zu tun habe, sagt der St. Galler Nation­al­rat.

Für Gripen-Geg­ner­in Chan­tal Gal­ladé ist der zunehmende Aktivis­mus der Gripen-Lob­by jedoch ein Zeichen von Ner­vosität: «Die Aktio­nen wirken völ­lig über­hastet und wenig durch­dacht. Das merkt die Bevölkerung.»

Andreas Käser­mann