Die Klimawahl?
Bald ist Wahltag in der Schweiz: Am 20. Oktober bewerben sich 4464 Kandidatinnen und Kandidaten um einen der 200 Sitze im Nationalrat oder versuchen den Einzug in den prestigeträchtigen Ständerat.
Wer einen Sitz im Nationalrat ergattern und an bester Lage am Bundesplatz 3 zu Bern (Nr. 1 und 2 sind Bankadressen …) politisieren will, benötigt zunächst mal eine gut gefüllte Kampfkasse. Gemäss einer Selects-Erhebung vor vier Jahren wurden insgesamt rund 29 Mio. Franken aus persönlichen Schatullen in den damaligen Wahlkampf gesteckt. Die Zahlen beruhten jedoch auf Selbstdeklaration. Die Gesamtbudgets der letzten Wahlen wurden ausserdem durch die Parteikampagnen mindestens verdoppelt, wird in der Selects-Studie errechnet.
Eine harte Währung im erfolgreichen Wahlkampf ist aber auch die Präsenz in Fragen, welche den Menschen aktuell auf den Nägeln brennen. Etwa der Klimawandel. Glaubt man den Umfragen, so wird die Klimadebatte die Wahlen wesentlich beeinflussen. Die These scheint sich in den mitunter gehässig-nervösen Kommentaren auf den Sozialen Medien zu bestätigen: dem Thema wird eindeutig mehr Potenzial zugemessen, als noch vor einigen Jahren.
Dem EigentümerInnen-Verband Casafair ist ein gesundes Weltklima seit Jahren ein Kernanliegen. Daneben gibt es zahlreiche weitere Schwerpunkte, welche den verantwortungsvollen und umweltbewussten HauseigentümerInnen wichtig sind. Darum wollte Casanostra ganz konkret wissen, wie die Parteien, welche in den Eidgenössischen Räten vertreten sind, zu einschlägigen Themen rund ums Wohneigentum ticken. Hier finden Sie die Antworten auf jene Fragen, welche Sie als EigentümerIn betreffen.
Mit gewissem Stolz präsentieren wir Ihnen ausserdem auf zehn Persönlichkeiten, welche sich in Casafair-Vorständen und ‑Geschäftsstellen engagieren und heuer für den Nationalrat kandidieren.
Machen Sie sich ein Bild. Und: gehen Sie am 20. Oktober 2019 wählen.
Andreas Käsermann
© Schweiz. Nationalbibliothek
100 Jahre Proporz
Abseits des Wahlkampfgetöses geht schier vergessen, dass der Nationalrat seit exakt 100 Jahren nach dem Proporzsystem gewählt wird. Das Wahlprozedere für die grosse Kammer wurde aufgrund einer Eidgenössischen Abstimmung im Jahr 1918 geändert – sehr zum Missfallen der freisinnigen Kräfte und Eliten, welche sich mit dem bisherigen Majorzverfahren reichlich Einfluss sicherten.
Den Proporz verunglimpften sie als «fremdländisches Gewächs», schwadronierten von einem «Beutezug gegen die politische Moral und Sicherheit» und prophezeiten «Verwirrung und Anarchie », sollte die Proporzwahl dereinst Usanz werden.
Nach mehreren Anläufen fand letztlich eine Eidg. Volksinitiative der Katholisch-Konservativen (heute CVP) und der SP doch eine Mehrheit. Das «gerechtere System» des Proporz gilt seit 1919 und zerschlug die absolute Mehrheit des Freisinns in der Volkskammer. Profitiert haben insbesondere die SP, welche (gleichauf mit den Katholisch-Konservativen) zur zweitstärksten Kraft avancierte sowie die Bauern‑, Gewerbe- und Bürgerpartei (heutige SVP), die ihre Sitzzahl von 3 auf 30 steigerte.
Ganz ist der Majorz freilich nicht verschwunden: In den Exekutiven sowie bei den Ständeratswahlen ist die Mehrheitswahl auch heute noch gang und gäbe.