Der grosse Hebel der Unternehmen

2. Mai 2022 | VCS-Mag­a­zin

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Der VCS hat den Ein­fluss von Unternehmen auf das Mobil­itätsver­hal­ten ihrer Angestell­ten unter­sucht. Die Haupterken­nt­nis: Die Anstren­gun­gen zu mehr umweltverträglich­er Mobil­ität tra­gen Früchte – jedoch gibt es noch Poten­zial.

aus VCS-Mag­a­zin 2/2022

© VCS Schweiz

Was tun Unternehmen, um das Mobil­itätsver­hal­ten ihrer Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er in Rich­tung Nach­haltigkeit zu steuern? Der VCS wollte es wis­sen und hat zum zweit­en Mal nach 2021 eine Umfrage bei Schweiz­er Unternehmen gemacht. 30 Fir­men ver­schieden­ster Grösse aus allen Lan­desre­gio­nen haben sich beteiligt. Von reinen Dien­stleis­tungs­be­trieben bis hin zu Bau- und Indus­trie­un­ternehmen waren alle Branchen vertreten, ins­ge­samt beschäfti­gen sie über 75 000 Arbeit­nehmerin­nen und Arbeit­nehmer.

Die hohe Beteili­gung und die Resul­tate zeigen deut­lich, dass der Kli­maschutz bei vie­len Unternehmen einen wach­senden Stel­len­wert ein­nimmt. Die Umfrage beleuchtete die drei Teil­bere­iche Pen­deln, Fahrzeugflotte und Geschäft­sreisen. Wie der ver­ant­wortliche VCS-Pro­jek­t­mi­tar­beit­er Selim Egloff sagt, schnei­den die befragten Unternehmen im Rat­ing all­ge­mein recht gut ab: «Dies ist ein Hin­weis, dass das The­ma ökol­o­gis­che Mobil­ität in vie­len Unternehmen präsent ist und sie deshalb schon zahlre­iche Mass­nah­men ergrif­f­en haben.»

Pendeln, Fahrzeugflotte und …

SBB, Swiss­com und Swis­sRe, die drei grössten Unternehmen, die an der Umfrage teilgenom­men haben, erre­icht­en alle­samt eine gute Bew­er­tung. Im Bere­ich der Pendler­mo­bil­ität glänzt ins­beson­dere Swis­sRe mit ihren Anstren­gun­gen, CO2-Emis­sio­nen zu ver­min­dern. So gibt es für Mitar­bei­t­ende, die zu Fuss oder per Fahrrad zur Arbeit kom­men, finanzielle Zuschüsse sowie eine Reparatur­möglichkeit für Velos. Home­of­fice wird von allen befragten Unternehmen unter­stützt, soweit dies im Rah­men der Tätigkeit möglich ist.

Auch beim Betrieb der eige­nen Fahrzeugflotte zeigen sich die Unternehmen engagiert. So verpflicht­en sich Swiss­com und SBB, ihre Flot­ten aus rund 500 Per­so­n­en- und Liefer­wa­gen bis 2030 respek­tive 2040 auf kli­mascho­nende Antriebe umzustellen. Auch in anderen Unternehmen wer­den ähn­liche Ziele ver­fol­gt – die Obwald­ner Kan­ton­al­bank gibt gar an, ihre Fir­men­wa­gen bere­its seit let­ztem Jahr kom­plett elek­trisch zu betreiben.

Beim Ersatz der Nutz­fahrzeuge beste­ht der­weil noch Nach­holbe­darf: So bleiben die meis­ten Unternehmen bei ein­er Zielset­zung für eine emis­sions­freie Nutz­fahrzeugflotte noch sehr vage. Car­gov­elo oder E‑Rikschas etwa wer­den als ergänzende Alter­na­tiv­en noch kaum in Betra­cht gezo­gen.

Ran­gliste der teil­nehmenden Unternehmen ab 200 Mitar­bei­t­en­den
Ergeb­nisse auf ein­er Skala von 1 (ungenü­gend) bis 6 (sehr gut)

  1. Swiss Re (5,2)
  2. SBB (5,1)
  3. Swiss­com AG (5,1)
  4. Manor (4,1)
  5. Obwald­ner Kan­ton­al­bank (4,0)
  6. Rhätis­che Bahn (4,0)
  7. MS Direct AG (3,1)
  8. Banque Can­tonale du Valais (2,7)
  9. Skan AG (1,9)

… Geschäftsreisen

Die Auswer­tung zeigt weit­er, dass bei Geschäft­sreisen ver­mehrt Wert auf die Reduk­tion von Treib­haus­gase­mis­sio­nen gelegt wird. Der Grossteil der Fir­men bevorzugt den Zug gegenüber dem Auto oder dem Flugzeug. Förder­lich ist dabei der hohe Aus­bau­s­tan­dard des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Es ist zu ver­muten, dass ein flächen­deck­ender Effort zu Gun­sten der Veloin­fra­struk­tur einen ähn­lich pos­i­tiv­en Effekt haben würde.

Den­noch greifen die Mass­nah­men nur langsam: Beispiel­sweise beträgt der Anteil von Autopend­lerin­nen und Autopendlern bei Swis­sRe recht hohe 46 Prozent, die SBB melden rund 950 Flu­greisen pro Jahr. Ger­ade beim Auto hätte das Engage­ment eines Unternehmens einen grossen Hebel. «Stu­di­en zeigen, dass Arbeit­ge­ber einen grossen Ein­fluss auf die Mobil­ität ihrer Mitar­bei­t­en­den haben kön­nen. So ist beispiel­sweise der Arbeitsweg ein­er der häu­fig­sten Gründe, warum sich Men­schen ein Auto kaufen. «Wer ein Auto besitzt, braucht dieses danach aber auch in der Freizeit», sagt Selim Egloff. Set­zt ein Unternehmen also Anreize, mit dem öffentlichen Verkehr oder Velo zur Arbeit zu kom­men, hat dies auch einen Ein­fluss auf den Freizeitverkehr.

Andreas Käser­mann