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Billettautomaten abschaffen: Ein Service-Abbau in Raten

Blog­beitrag auf der Web­site des VCS Schweiz – geschrieben für Edward Weber, Pro­jek­tleit­er Verkehrspoli­tik

Den Bil­let­tau­to­mat­en soll über kurz oder lang der Garaus gemacht wer­den. Damit liebäugelt die Alliance Swiss Pass und argu­men­tiert mit den Kosten. Der VCS zöge es vor, wenn die Wahl­frei­heit beste­hen bliebe und neben der elek­tro­n­is­chen Vari­ante auch weit­er­hin nor­male Bil­lette gekauft wer­den kön­nten.

Fahrkarten gehören naturgemäss zum Geschäft der Trans­portun­ternehmen. Egal wie sie gekauft wer­den: in der App, am Schal­ter, auf der Web­site oder eben am Bil­let­tau­to­mat­en. Es kann nicht sein, dass ein Teil der ÖV-Nutzen­den aktiv ver­grault wird, indem Auto­mat­en abgeschafft wer­den, während solche noch rege genutzt wer­den. Solange dies der Fall ist, würde ein Abbau der Bil­let­tau­to­mat­en die geset­zliche Trans­portpflicht unter­graben.

Die Betrieb­skosten dieser Auto­mat­en lassen sich indes nicht wegdisku­tieren: An einem Tick­e­tau­to­mat­en müssen ganz viele Fahrkarten bezo­gen wer­den, bis die Kosten der Mas­chine einge­spielt sind. Und auch deren Unter­halt kostet Geld. Aber, liebe Trans­portun­ternehmungen: Verkauf­s­in­fra­struk­turen zu unter­hal­ten, gehört schon auch ein wenig dazu. Auch andere Branchen müssen solche betreiben und finanzieren.

Die Idee, Tick­e­tau­to­mat­en dere­inst völ­lig abzuschaf­fen, passt lei­der nur zu gut in das finanziell begrün­dete Ser­vice­ab­baupro­gramm der let­zten Jahre:

  • Erst führten Schal­ter­schlies­sun­gen zu Geis­ter­bahn­höfen. Damit ein­her ging ein wach­sendes Unsicher­heits­ge­fühl. Der VCS hat sich bei der Schal­ter­schlies­sung aktiv engagiert und eine Peti­tion gegen den Kahlschlag lanciert.
  • Dann ver­weigerten viele Tick­e­tau­to­mat­en die Annahme von Bargeld. Weil Mün­za­u­to­mat­en teur­er und anfäl­liger waren (sowohl für Pan­nen wie für Dieb­stahl), wurde immer mehr auf bargeld­losen Verkauf geset­zt.
  • Und nun sollen die Bil­let­tau­to­mat­en mit­tel­fristig abgeschafft wer­den? Das kann ein­fach nicht ernst gemeint sein.

Die Swiss-Pass-Allianz möchte bis 2035 auss­chliesslich auf elek­tro­n­is­che Tick­ets wech­seln. Ohne Frage: In den rund dutzend Jahren bis dahin sind noch viele tech­nis­che Neuerun­gen vorstell­bar, welche den Umstieg erle­ichtern kön­nen.

Wir ken­nen also noch nicht alle Aus­sicht­en, die im fer­nen 2035 möglicher­weise gang und gäbe sind. Das Vor­preschen und die Ser­vice­ab­bauträume zeu­gen aber von ein­er gewis­sen Arro­ganz und scheinen nicht eben durch­dacht. Ganz beson­ders nicht zu einem Zeit­punkt, zu welchem die Tick­et-App ganz gehörig Mack­en hat und immer wieder mal aus­fällt. Da von ein­er Abschaf­fung der Bil­let­tau­to­mat­en zu schwadronieren, ist … nen­nen wir es mal: kühn.

Mit dem Auto zum Billettautomaten fahren?

Immer­hin lassen die Pläne offen, Auto­mat­en noch an grossen Knoten­punk­ten zu betreiben. Die Frage sei aber erlaubt: Wie kommt man da hin? Per ÖV wird’s jeden­falls schwierig.

Diskus­sio­nen dürfte es auch darüber geben, ob Schü­lerin­nen und Schüler in eini­gen Jahren zwin­gend ein Handy benöti­gen. Viele Eltern wer­den sagen: «Nein». Alliance Swiss Pass set­zt dies jedoch gle­ich­sam voraus. Auch für Men­schen, welche keine Zahlmit­tel auf Online-Plat­tfor­men hin­ter­legen kön­nen, dürfte ein Weg­fall des Auto­mat­en in ein­er Reiseein­schränkung mün­den.

Ausser­dem ver­schwän­den mit dem Auto­mat­en auch Argu­mente, wenn ein Fahrgast ohne Fahrschein erwis­cht wird: Wenn die App (aus welchem Grund auch immer) nicht funk­tion­iert, kön­nte dere­inst nicht auf die Back­u­plö­sung «Auto­maten­bil­lett» aus­gewichen wer­den. Was hiesse das? Halt nicht fahren? Oder ein­steigen und beten? Bei­des scheint irgend­wie nicht so der Weisheit let­zter Schluss – ver­mut­lich auch nicht die angestrebte Abschaf­fung des Bil­let­tau­to­mat­en.

Der Beitrag wurde für Edward Weber ver­fasst und erschien auf verkehrsclub.ch.